An der Börsenbrücke, wo sich die Umrisse der Altstadt im Wasser des Flusses Danė (Deutsch: Dange) widerspiegeln, steht der Dreimastschoner „Meridianas“.
Dieses Segelschiff wurde 1948 in einer Werft in Turku, Finnland, gebaut – als Kriegsentschädigung an die Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg. Später gehörte das Schiff zur Seefahrtschule Klaipėda und diente als Schulschiff.
Für viele Seefahrer der Nachkriegszeit war dies der Ort ihres „ersten Taufens“ – hier begannen die beruflichen Laufbahnen der bedeutenden Kapitäne der Hafenstadt Vilius Pakalniškis, Zenonas Kaupas und Ričardas Lučka. Früher gab es 48 solcher Segelschiffe, doch bis heute haben nur wenige erhalten geblieben. Einer von ihnen schmückt heute den Hafen von Tallinn.
Das Segelschiff „Meridianas“ aus Klaipėda beendete seine Dienstzeit als Schulschiff im Jahr 1967 und kehrte anschließend in die Stadt zurück. Dort fungierte er als Restaurant an dem Fluss Danė – und entwickelte sich zu einem legendären Treffpunkt für unvergessliche Abende.
Im Jahr 2012 erwarben Aidas Kaveckas und Aloyzas Kuzmarskis das Schiff. Auf ihre Initiative wurde das städtische Relikt 2013 restauriert und kehrte an seinen angestammten Platz zurück. Die wiedererstandene „Meridianas“ ist ein untrennbarer Teil der Identität der Hafenstadt, ein lebendiges Zeichen der Erinnerung und ein Zeuge der Träume vom Meer, die dazu einlädt, innezuhalten, zu bewundern und den Geist Klaipėdas zu spüren.