Das dunkelrote Backsteingebäude in der Priestočio-Straße ist der ehemalige Schmalspurbahnhof von Klaipėda, der von den Einwohnern liebevoll „Siaurukas“ genannt wird. Am 22. Oktober 1906 fuhren von hier aus die ersten Züge auf schmalen, nur 1000 mm breiten Schienen ins Umland. Die Bahn wurde von einer privaten Aktiengesellschaft gebaut und betrieben, und das Netz selbst wurde Memeler Kleinbahn genannt.
Die Linien verbanden Klaipėda mit Dovilai (Dawillen), Plikiai (Plicken), Laugaliai (Laugallen) und Vėžaičiai, beförderten sowohl Fahrgäste als auch Fracht. Die Züge fuhren zwar nicht schnell, aber zuverlässig – eine Fahrt wurde zum Ereignis des Tages, besonders für Kinder und Reisende mit Koffern. Mit dem „Siaurukas“ wurden auch Sägewerksprodukte und Kalk transportiert.
Der Bahnhof war erfüllt vom Pfeifen der Dampflokomotiven, dem Echo der Schritte und dem geschäftigen Treiben der Abfahrten – hier wurde das alltägliche Leben der Stadt gelebt. Heute wirkt das Gebäude wie eine eingefrorene Erinnerung an die Zeiten, als kleine Züge die Menschen von Klaipėda in alle Winkel der Region führten und eine Rauchfahne in der Luft sowie das aufregende Gefühl einer Abfahrt hinterließen.
Adresse: Priestočio g. 3, 5, Klaipėda