Martynas Mažvydas

Glückliche Heimat, ruhmreich der großen Herrscher, Litauen, die Reinheit Gottes Worte dir zu Herzen nimm,
Auf dass zum Tag des jüngsten Gerichts, Richters fürchterlicher Zorn dich nicht bedrücke.

Hallo, liebe Leute. Kaum einem Memelländer muss ich mich vorstellen, wer ich bin und warum ich hier stehe. Aber wer das nicht weiß, höchste Zeit sich kennenzulernen. Ich bin ein Vertreter der ersten litauischen Generation religiöser Widerständler, der Begründer der litauischen Schriftsprache, man nennt mich Martynas Mažvydas.

Geboren wurde ich zu Beginn des 16. Jahrhunderts, als in Europa die Reformationsbewegung aktiv war, begründet von meinem großen Vorbild Martin Luther. Damals herrschte in Litauen der Katholizismus, verkündet auf Latein. Ich war Lehrer an der höheren Schule von Abraham Culvensis.

Aufgrund meiner Reformationstätigkeit wurde ich vom katholischen Bischof verfolgt. Unerwartet erhielt ich einen Brief vom preußischen Herzog Albrecht, worin ich eingeladen wurde, an der Universität Königsberg zu studieren. Auch wenn ich nicht am Hofe der litauischen Großfürsten verkehrte, keine italienischen Gesänge hörte und wohl auch nicht mit den größten Humanisten der Renaissance diskutiert habe – Bildung war mir nicht fremd, die 8 Semester an der Universität schaffte ich in 3.

1547 verfasste ich das litauische incunabulum, das erste litauische Buch, den Katechismus, und sorgte für deren Druck. Der Pfad zur Druckerei von Johannes Weinreich war zertrampelt, ich fühlte große Verantwortung und ging Tag für Tag, um zu sehen, wie der Meister, der Chef der Druckerei, mit seinen Gesellen Seite für Seite meines Buchs druckten. Ich widmete das Buch dem Großfürstentum Litauen, denn ich bin fest davon überzeugt, dass ein Buch eine Brücke zwischen Mensch und Welt ist.

Nach ein paar Jahren wurde ich Pfarrer in Ragnit. Ich verfasste die für die evangelische Kirche erforderlichen Bücher: Katechismus, Gesangsbücher und Gebetbuch. Alle meine Mittel verwendete ich für Bücher und die literarische Arbeit, man nannte mich der Vater der Armen. Soweit ich aus den Erzählungen der Memeler hörte, sorgte sich nach meinem Tode mein Vetter Bartholomäus Vilentas um den Druck meiner Bücher.

1938 fand der polnische Sprachwissenschaftler Jan Safarewicz das Geheimnis, das ich im Katechismus hinterlassen hatte, indem ich meine Identität per Akrostichon chiffrierte. Sie fragen, was das bedeutet? Wenn man jeweils die ersten Buchstaben des litauischen Vorworts von der dritten bis zur neunzehnten Zeile liest, erhält man die lateinische Form Martinus Masvidius.

450 Jahre nachdem der Katechismus erschienen war, stehe ich nun wieder hier, dank des Bildhauers Regimantas Midvikas und des Architekten V. Mazurkevicius. Ich stehe auf dem zentralen Platz von Klaipeda dem Platz der Kleinlitauer, der früher auch Libauer Platz, Kant-Platz, Lenin-Platz und Platz des Sieges hieß.

Ich bitte alle, die mich hören. Setzen Sie sich auf die Bank gegenüber und versetzen Sie sich für einen Augenblick in Ihre Zeit auf der Schulbank. Widmen Sie einen Augenblick der Überlegung und der Würdigung der Liebe zu Litauen. Wir sind glücklich, in einem unabhängigen, lichten und täglich besser werdenden Land zu leben. Pflegen und verteidigen wir unsere Muttersprache, schmücken wir unser Lan mit Herzlichkeit, Liebe und guten Taten …