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Mit wem habe ich die Ehre? Wie darf ich Sie anreden? Mein Herr oder meine Dame? Ich freue mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen. Ich bin eine Fischersfrau, ich wohne hier schon viele Jahre. Während meines langen Lebens habe ich viele Familien, neugierige Kinder, frisch Verliebte und junge Paare gesehen, außerdem auch Touristen von nah und fern, die mit großen Augen versuchen, sich jeden Flecken Erde von Kopgalis einzuprägen. Sie haben noch nichts von Kopgalis gehört? Na dann, halten Sie inne. Machen Sie es sich bequem und hören Sie, was es über diesen besonderen Ort, den nördlichsten Zipfel des Nationalparks Kurische Nehrung zu erzählen gibt.
Mit wem habe ich die Ehre? Wie darf ich Sie anreden? Mein Herr oder meine Dame? Ich freue mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen. Ich bin eine Fischersfrau, ich wohne hier schon viele Jahre. Während meines langen Lebens habe ich viele Familien, neugierige Kinder, frisch Verliebte und junge Paare gesehen, außerdem auch Touristen von nah und fern, die mit großen Augen versuchen, sich jeden Flecken Erde von Kopgalis einzuprägen. Sie haben noch nichts von Kopgalis gehört? Na dann, halten Sie inne. Machen Sie es sich bequem und hören Sie, was es über diesen besonderen Ort, den nördlichsten Zipfel des Nationalparks Kurische Nehrung zu erzählen gibt.
Die Landspitze Kopgalis wird seit ewigen Zeiten von Wind, Stürmen, Hochwasser, Anschwemmungen und Sandverwehungen geformt. Im 18. Jahrhundert, nach langen Kämpfen gegen die Kräfte der Natur, wurde der Mensch an der Spitze der Nehrung sesshaft. Seit 1814 wohnen die Einwohner von Kopgalis, die aus dem Stadtteil Bommelsvitte hierherkamen, ständig an diesem Ort. Sie sprachen kurisch, deutsch und litauisch. Die Deutschen nannten den Ort Süderhuk, Süderhaken oder Süderspitze. Die preußischen Kuren sprachen den Ortsnamen ganz eigen aus: Siderspitze. Komisch, warum der nördlichste Teil der Nehrung als Südspitze bezeichnet wurde, nicht? Das Süderhuk entstand als Gegenteil zum Norderhuk, das früher auf dem Festland in der Nähe des Leuchtturms existierte, aber jetzt von Sturm und Wellen weggespült ist.
Die Kinder von Kopgalis gingen in der Kasematte der Festung auf der Nehrung zur Schule, später wurde die Schule in den heutigen ethnographischen Fischerhof verlegt, schließlich gingen die Kinder in der Stadt zur Schule. Morgens in der Früh gingen sie entlang des Haffs oder an der Aufforstung entlang bis zur Fähre von Smiltyne. Bei heulendem Wind und den sich bewegenden Ästen erscheint die Wegbiegung am Friedhof von Kopgalis besonders bedrohlich.
Bis zum Beginn des 20. Jh. wuchs die Zahl der Bewohner von Kopgalis, um anschließend bis auf 20-30 ständige Einwohner zu fallen. 1904-1906 wurden die in Kopgalis wohnenden Fischer Lorezas und Gwildies bekannt. Sie hatten an der Mole des Hafens versucht, einen weißen Wal, der einem Schwarm von Heringen gefolgt war, mit Harpunen zu erlegen. | Und 1913 erhielten 6 Fischerfamilien von Kopgalis die Genehmigung, Bernstein zu sammeln.
Um die Jahrhundertwende 1900 zogen die wunderbaren Sandstrände Erholungssuchende aus Klaipeda an und die Fischer begannen, Ihre Häuser umzubauen und diese den Bedürfnissen von Urlaubern und Erholungssuchenden anzupassen. Reetdächer wurden durch Dachziegel ersetzt. Die Häuser wurden um geräumige Veranden erweitert. Wohlhabende Städter ließen sich Sommerhäuser bauen und wurden zu neuen Einwohnern von Kopgalis. Aus dem Dorf wurde allmählich ein Vorstadt-Kurort. Am Strand entstanden Reihen von bunten Strandpavillons mit exotischen Namen wie „Zum Schrei der Möwe“, „Seeblick“, „Haus Nervenruhe“ und ähnliche. In diesen ließen sich die Strandgäste in Korbstühlen nieder, speisten an Klapptischen, erfreuten sich an prunkvollen Bildern und nach dem Dunkelwerden wurden Petroleumlampen angezündet. Die Damen trafen sich zu Kaffee und Kuchen, während die Herren heißen Grog und Zigarren bevorzugten. 1934 fand die Veranstaltung „Tage des Meeres“ in Kopgalis und Smiltyne statt. Die Gäste und Teilnehmer des Festes konnten mit motorisierten Fischerkuttern fahren. Auf dem Haff zwischen Kopgalis und der Fähre Smiltyne wurde ein Karneval auf dem Wasser veranstaltet. Ebenso gab es eine Fischerregatta. Selbst außerhalb der Saison kamen Schulklassen hierher. Zum Spielen und um sich die Festung anzusehen.
Das normale Leben wurde 1939 durch den erzwungenen Wiederanschluss des Memellands an das Deutsche Reich unterbrochen. Aber viele Einwohner von Kopgalis freuten sich und waren durch die Stimmung des aufziehenden Kriegs nicht irritiert. Die hier wohnenden litauischen Mitarbeiter offizieller Stellen verließen Kopgalis und flohen nach Litauen. Die verbliebenen jungen Männer von Kopgalis wurden kurz darauf in die Wehrmacht oder die Flotte eingezogen und in die Festung auf der Nehrung zogen wieder deutsche Truppen ein. 1945, als die deutschen Truppen auf dem Rückzug waren, versuchten diese, die Festung zu sprengen, aber lediglich die Redoute und die Brücke über den Graben wurden beschädigt.
Wenige Stunden später wurde die verlassene Festung von Rotarmisten besetzt. Diese fanden das Dorf Kopgalis verlassen vor. Kurze Zeit später befand sich Kopgalis ohnehin im streng überwachten Grenzbereich. Nach dem Krieg zogen in die verlassenen Villen des Dorfes entweder Zivilisten oder sowjetische Grenzer ein. Lange bestand ein Aufenthaltsverbot, am Strand oder außerhalb der Ortschaft zwischen 20 Uhr und 06 Uhr. Die Einwohner mussten melden, wenn Unbekannte auftauchten oder es verdächtige Handlungen der Nachbarn gab, zudem mussten sie spezielle Genehmigungen bei sich tragen. Die meisten der Neuankömmlinge lebten in den Tag, sie zogen in den einen Teil eines verlassenen Gebäudes ein und verheizten den anderen Teil. So verfielen die meisten Gebäude im Dorf.
Die Abgeschiedenheit zog jedoch andere, besondere Gäste an. Die Parteibonzen der Stadt feierten hier Orgien. In Kopgalis konnten die Parteioberen sich erholen, ohne Tratsch in der Stadt befürchten zu müssen. Selbstgebrannter floss in Strömen und junge und hübsche Komsomolzinnen und Parteigenossinnen kamen den Wünschen der Gäste nach … Schließlich wurde 1979 in dem Fort auf der Nehrung das Litauische Meeresmuseum eingerichtet, wo anstelle der Kasematten ein Aquarium in zylindrischer Form errichtet wurde.
Nun, da sind wir auch schon am Ende der Geschichte angekommen. An das Dorf erinnern jetzt nur noch vereinzelte Reste von Fundamenten, Fliedergebüsch und einzelne verwilderte Apfelbäume. Genug geschwatzt, ich muss weiterarbeiten. Danke an den Herrn, die Dame für das Gespräch. Ich muss sagen, ich freue mich sehr, die Bekanntschaft mit jungen Leuten aus der Hafenstadt zu machen.
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